24.12.2010 - Warten auf das Christkind Drucken E-Mail
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Freitag, den 24. Dezember 2010 um 00:00 Uhr

Der OePNV stellte Verkehr ein aber die Hespertalbahn fuhr planmaessig

Der eine oder andere wird sich noch daran erinnern, dass bereits Anfang Dezember vergangenen Jahres der Winter auch in Essen mit anhaltendem Schneefall und Minustemperaturen Einzug hielt. Bereits Mitte des Monats gingen bei den Strassenmeistereien die Streusalzvorraete zu Neige, als Schneeschiebender vor der heimischen Haustuer wusste man bald nicht mehr wohin mit der weissen Pracht, als Autofahrer wurde das Einparken zu einem besonderen Abenteuer und die Abfall- und Wertstoffbehaelter quollen bald ueber, weil schliesslich auch die Muellabfuhr nicht mehr durchkam und vor der "weissen Pracht" kapitulieren musste.

Ohne die leiseste Ahnung von diesen fuer das Ruhrgebiet untypischen Wetterbedingungen zu haben, kam die Hespertalbahn bereits im November auf die Idee, erstmalig an Heiligabend drei Fahrten nach Haus Scheppen und zurueck als "Weihnachtsfahrten" anzubieten. Einer der ersten Arbeiten am 24. Dezember vormittags war dann, den Museumsbahnsteig am Alten Bahnhof Essen-Kupferdreh mit Schneeschaufel und Besen fuer diese Fahrten entsprechend vorzubereiten.

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Der eingeschneite Museumszug wird im Betriebsgelaende der Hespertalbahn im Bhf. Zementfabrik fuer die Weihnachtsfahrten vorbereitet.
Foto und Quelle: Armin Schuerings, 24.12.2010

altDer erste Versuch, mit oeffentlichen Verkehrsmitteln nach Essen-Kupferdreh zu gelangen, schlug fehl, da wegen des anhaltend starken Schneefalls nicht nur die Busse der Essener Verkehrs AG, sondern wegen eingefrorener Weichen auch die Zuege der S-Bahn-Linie 9 ihren Betrieb bereits am fruehen Vormittag einstellen mussten. altSo blieb nur die Moeglichkeit zur Anfahrt mit dem Auto, die im 30 km/h-Tempo (in der Fahrschule im Oberbergischen Kreis hiess es angesichts solcher Witterungsbedingungen bereits vor ueber 20 Jahren: untertourig fahren und bloss nicht komplett zum Stillstand kommen!) schliesslich mit einer gehoerigen Portion Angstschweiss im Nacken zum Ziel fuehrte.

Der heftigste Schneefall seit 102 Jahren"

Das Tief Petra fuehrte vor Heiligabend zu einer sogenannten "Luftmassengrenze", einer scharfen Grenze zwischen warmer und feuchter Luft. Die warme Luft aus dem Sueden in den hoeheren Schichten brachte viel Feuchtigkeit mit, aber am Boden lag weiterhin kalte Luft. Das fuehrt dann zu diesen extremen Schneefaellen an so einer Luftmassengrenze.
Im Rheinland und Westfalen fiel so viel Schnee wie seit Jahrzehnten nicht mehr. "Der heftigste Schneefall seit 102 Jahren", titelten die Zeitungen. In den Teilen Deutschlands, wo Schneemassen nicht zum Winter gehoerten, wurde das Reisen zum Kraftakt: Die Sommerreifen der Lkw kapitulieren, Autofahrer drohten in Staus einzufrieren, Zuege verloren sich im weiten Weiss und Flugzeuge mussten am Boden bleiben.

Dann ging es schnell zu Fuss weiter zum Bhf. Zementfabrik, dem Betriebsgelaende der Hespertalbahn, aus dem Werkzeugbestand das Handraeumgeraet gegriffen und los ging es. Dabei hiess es zunaechst, den Fahrweg fuer den Museumszug im Kreuzungsbereich mit der Strasse Kampmannbruecke/Prinz-Friedrich-Strasse freizuraeumen und die Spurrillen von Schnee und Eis zu befreien, was allein eine gute Stunde dauerte. Danach dann zum Bahnsteig, bei dem es einer Sisyphus-Arbeit gleichkam, diesen wenigstens auf ca. 80 cm Breite freizubekommen und dem Wiedereinschneien zu begegnen. Erste Fahrgaeste tauchten bald auf und fragten nach, ob der Museumszug denn heute tatsaechlich fahren wuerde, was bejaht werden konnte, da ja anderthalb Stunden vorher noch das "zu allem entschlossene" Zugpersonal im Bhf. Zementfabrik zuversichtlich war. Derweil meldete das Lokalradio Essen, dass Deutsche Bahn, Bogestra und Essener Verkehrs AG den Betrieb eingestellt haetten, die Nikolausfahrten der Hespertalbahn aber planmaessig stattfinden sollten.

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Die mit Schnee bedeckte Diesellok V9 und der Personenwagen Poertingssiepen №2 am Bahnsteig im Betriebsgelaende der Hespertalbahn im Bhf. Zementfabrik.
Foto und Quelle: Armin Schuerings, 24.12.2010

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Die eingeschneite Dampflok POeRTINGSSIEPEN VII im Betriebsgelaende der Hespertalbahn im Bhf. Zementfabrik.
Foto und Quelle: Armin Schuerings, 24.12.2010

Mit dem Wort "planmaessig" war das so eine Sache. Aber kurz nach 12 Uhr mittags lief der fuer 11:45 Uhr angekuendigte erste Heiligabend-Zug dann doch im "Kriechgang", mit dem Zugfuehrer auf dem Rangiertritt der vorausfahrenden Diesellok V9 und staendig nach etwaigen Fahrthindernissen Ausschau haltend, am Alten Bahnhof Essen-Kupferdreh ein.

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Der Museumszug faehrt am Museumsbahnsteig am Alten Bahnhof Essen-Kupferdreh ein.
Foto und Quelle: Armin Schuerings, 24.12.2010

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Der fuer die Weihnachtsfahrten bereitgestellte Museumszug am Alten Bahnhof Essen-Kupferdreh.
Foto und Quelle: Rohland Kirchhoff (li.), Armin Schuerings (re.), 24.12.2010

Aufgrund des Verkehrschaos in Essen hatte es nu ein halbes Dutzend Fahrgaeste zur Hespertalbahn geschafft, die dann aber gerne in den leidlich geheizten Museumszug einstiegen und sich an de Theke des Barwagen bei mit heissen Getraenken versorgten. Die Fahrt durch die hoch verschneite Landschaft zum Endhaltepunkt bei Haus Scheppen war ein geradezu verzauberndes Erlebnis, das die vom Schneeschippen mueden Arme entschaedigte, und die wenigen Fahrgaeste schienen auch ziemlich begeistert.

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Einfahrt in den unueblichen tiefverschneiten Endhaltepunkt der Museumsstrecke bei Haus Scheppen.
Foto und Quelle: Rohland Kirchhoff (re.), 24.12.2010

Wenngleich die drei "Weihnachtsfahrten" wohl nicht kostendeckend fuer die Museumsbahn waren, wird es am 24.12.2011 eine Neuauflage unter dem Motto "Warten auf das Christkind" mit dann sicherlich mehr Fahrgaesten geben.

 

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