02.11.2013 - Alte Lampen leuchten wieder Drucken E-Mail
Aktivitäten
Samstag, den 02. November 2013 um 00:00 Uhr

"Es werde Licht!": Neuer Bahnsteig mit historischen Leuchten

Zu einer Museumsbahn gehoeren nicht nur historische Loks und Wagen eines Museumszuges, sondern auch das entsprechende "Drum und Dran". Das faengt bei der Hespertalbahn mit der authentischen "Dienstbekleidung" des Zugpersonals -Lokfuehrer, Schaffner und Zugfuehrer- an, geht ueber den historischen Prellbock am Streckenende am Haus Scheppen oder die als Blickfang aufgestellten Kohlehunt auf dem Bahnsteig bis hin zu den wenn auch nicht original-alt, so doch mit authentischen Schrifttypen in traditioneller Machart hergestellten Bahnsteigschildern.

Und waehrend am Bahnsteig Zementfabrik bereits seit Jahrzehnten historische Leuchten zu spaeter Stunde fuer ausreichende Beleuchtung sorgen, galt es auch in Kupferdreh, ein wenig mehr Licht ins Dunkel zu bringen.

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Exkurs: Die Bahn nach Velbert

Wer heutzutage mit der Bahn nach Velbert reisen moechte, findet im Streckenverzeichnis der Deutschen Bahn die Haltepunkte Velbert-Rosenhuegel, -Langenberg, -Neviges und -Nierenhof, die allesamt mit der S-Bahnlinie 9 von Essen und Wuppertal aus zu erreichen sind. Nur wenigen insbesondere "juengeren Semesters" ist bekannt, dass auch das Zentrum Velberts bis in die Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts an das Schienennetz der Bahn angebunden war - auf der heute als Radweg noch vorhandenen "Niederbergbahn" von Wuppertal ueber Wuelfrath, Velbert und Heiligenhaus nach Kettwig. Die Strecke ging allerdings auf der gesamten Laenge erst 1926 und damit recht spaet in Betrieb. Immerhin hatte Velbert damit einen respektablen "Hauptbahnhof", der dem hohen Verkehrsaufkommen insbesondere im Stueckgutverkehr - auch die Velberter Schloesser und Beschlaege fuhren frueher einmal mit der Bahn - Rechnung trug.

Wenn auch der Personenverkehr am Velberter Hauptbahnhof deutlich hinter der Bedeutung des Schienengueterverkehrs zurueckblieb, gab es doch am Hbf Velbert einen befestigten Mittelbahnsteig, der ueber eine Personenunterfuehrung vom tiefergelegenen Empfangsgebaeude aus fuer die Reisenden kreuzungsfrei erreichbar war. Zwischen Bahnsteigueberdachung am einen und Stellwerk am anderen Ende des Bahnsteigs stellte die Reichsbahn drei Bahnsteigleuchten auf, um die Fahrgaeste nicht im Dunkeln stehen zu lassen. Diese dienten gleichzeitig als Telegrafenmasten fuer die Telefonleitungen von und zum Stellwerk.

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Die Lampen mit Telegrafenleitungshalter auf dem Bahnsteig Velbert Hbf.
Quelle: Sammlung Wolfgang Hennig

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Die Telegrafenleitungshalter am unbearbeiteten Lampenmast.
Foto: A. Schuerings, 17.02.2007

Zwei historische Bilder aus der Sammlung von Herrn Wolfgang Hennig aus Velbert, die selbiger dem Autor freundlicherweise zur Veroeffentlichung zur Verfuegung gestellt hat, zeigen die oben beschriebene Situation. Die Fotos eines unbekannten Bildautors mit Seltenheitswert sind gegen Ende der vierziger Jahre entstanden.

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Der Mittelbahnsteig des Velberter Hbf Ende der 1940er Jahre mit Blickrichtung Stellwerk. Rechts die Gueterabfertigung.
Quelle: Sammlung Wolfgang Hennig

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Der Bahnsteig Verbert Hbf Ende der 1940er Jahre. Links die Bahnsteigueberdachung und rechts das Stellwerk.
Quelle: Sammlung Wolfgang Hennig

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Vom Altmetall zum Schmuckstueck

Das eine Museumseisenbahn nicht nur aus einer Dampflok und alten Wagen besteht, sondern auch historische Ausstattungsteile benoetigt, ist mittlerweile eine weit verbreitete Tatsache. Um auch diesem Anspruch gerecht zu werden, versucht die Hespertalbahn seit einigen Jahren, ihr Umfeld mit historischen Ausstattungsobjekten auszustatten. Der neue Museumsbahnsteig Essen-Kupferdreh der Hespertalbahn hat neben einem Bahnsteigschild auch alte Lampen erhalten. Diese stammen vom ehemaligen Bahnhof Velbert Hbf.

Nach der Stilllegung des Personenverkehrs von und nach Velbert Hbf im Jahr 1960 fiel der oben beschriebene Bahnsteig nebst Ausstattung in einen Dornroeschenschlaf. Zwar wurde der Bahnhof noch viele Jahre fuer den Gueterverkehr genutzt, doch 1996 war auch mit diesem Verkehr Schluss. Einige Jahre nach Stilllegung des Gueterverkehrs ging das Gelaende in das Eigentum einer Velberter Beschlaegefabrik ueber.

Einem Vereinsmitglied, als alter Velberter, wusste von den auf dem ehemaligen Bahnsteig immer noch vorhandenen Leuchten. Die Hespertalbahn hatten ja bereits die alten Lampen vom ehemaligen Bahnhof Essen-Heisingen vor der Verschrottung gerettet und auf dem Bahnsteig Zementfabrik aufgestellt. Um auch die Velberter Lampen vor der bevorstehenden Verschrottung zu bewahren, hat die Hespertalbahn mit dem Eigentuemer Kontakt aufgenommen. Nach entsprechenden Verhandlungen stiftete das besagte Velberter Unternehmen die Leuchten dem Verein. Der Verein organisierte einen LKW und mit Stromerzeuger und Flex bewaffnet, wurden die drei vorhandenen Lampen vom alten Bahnsteig geborgen.

Bis die Lampen aber wieder Ihre alte Bestimmung aufnehmen konnten, sind noch einige Liter Wasser die Ruhr hinuntergeflossen. Urspruenglich war geplant, die Lampen am alten Bahnhof Essen-Kupferdreh aufzustellen. Doch durch die geplanten Umbaumassnahmen kam diese Idee nicht mehr zum Tragen. Neue Planung war nun, diese am neu zu errichtendem Bahnsteig der Museumsbahn aufzustellen.

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Im Fruehjahr 2007 begann die Aufarbeitung der Lampenmasten fuer den ersten geplanten Standort am Alten Bahnhof Essen-Kupferdreh.
Quelle und Foto: Armin Schuerings, 21.03.2008

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Die aktiven Vereinsmitglieder arbeiten unter freiem Himmel die Lampenmasten auf. Es wurde entrostet, geschweisst, lackiert und neu verkabelt.
Quelle und Foto: Armin Schuerings, 21.03.2008

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Der Zustand der Lampenmasten, bevor die Aufarbeitung begann.
Foto und Quelle: Armin Schuerings, 17.02.2007

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Die drei entrosteten und grundierten Velberter Lampenmasten.
Quelle und Foto: Armin Schuerings, 21.03.2008

Daher wurde im Fruehjahr 2013 mit der Aufarbeitung der drei alten und dem Neubau von zwei baugleichen Lampen begonnen. Um die Lampen in die bereits vorhandenen Fundamentrohre stellen zu koennen, mussten die 3 alten Lampen verlaengert werden. Die hierfuer benoetigten Rohre wurden bei einem Lampenlieferanten bestellt. Diese Verlaengerungen haben auch die elektrische Verteilung aufgenommen. Zeitgleich wurden alte Lampenschirme aufgearbeitet, sowie zwei Lampenschirmhalterungen angefertigt. Da es sich urspruenglich um ein Gussteil handelt, die Hespertalbahn aber keine Giesserei ist, wurden diese Halterungen als Drehteil angefertigt. Nach dem Aufstellen und einem ersten Funktionstest waren die Vereinsmitglieder mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Sieht der neuer Museumsbahnsteig in Essen-Kupferdreh, zusammen mit dem Bahnhofsschild und den alten Baenken, nun doch sehr nach einer Museumseisenbahn aus.

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Die Lampen auf dem neuen Museumsbahnsteig der Hespertalbahn in Essen-Kupferdreh.
Quelle und Foto: Hespertalbahn, 02.11.2013

Siehe ergaenzend auch den Bericht "30.04.2013 - Neuer Museumsbahnsteig betriebsfertig".

 

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