24.03.2007 - Einblick ins Bw Gelsenkirchen-Bismarck Drucken E-Mail
Aktivitäten
Samstag, den 24. März 2007 um 00:00 Uhr

Besuch der HTB-Wagenbautruppe im Ringlokschuppen im Bw Gelsenkirchen-Bismarck (Teil 1)

(Klicke auf die farbig geschriebenen Texte und die Bilder)

Seit Herbst 2001 ist die Wagenbautruppe der Hespertalbahn unter der Fuehrung von Niklas Czarnowski im Bw Gelsenkirchen-Bismarck unermuedlich im Einsatz, den dort untergestellten vereinseigenen 4-achsigen Reisezugwagen (Wagen-Nr. 2305, Gattung B4i) systematisch wieder aufzubauen. Auch die naechsten Patienten warten bereits im Ringlokschuppen auf ihre Aufarbeitung. Dabei handelt es sich um den Gueterzug-Packwagen HTB 21 (Gattung Pwghs041) und um den originalen Hespertalbahnwagen Zeche ver. Poertingssiepen No. 4 (Gattung B2i).

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Der Ringlokschuppen des ehemaligen Bw Gelsenkirchen-Bismarck.
Foto und Quelle: Wolfgang Meinert, 17.03.2007

Das Hauptaugenmerk liegt aber zur Zeit auf der Restaurierung des 4-achsigen Personenwagens (Wagen-Nr. 2305, Gattung B4i). Auch auf der Homepage der Freunde des Bahnbetriebswerks Bismarck Foerderverein e.V. Gelsenkirchen hat das unermuedliche Wirken der HTB-Wagenbautruppe im Ringlokschuppen in einem separaten Bericht "Bahnbetriebswerk Gelsenkirchen-Bismarck aktiv" seine Beachtung gefunden.

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Niklas Czarnowski, Klaus Wirth und Dr. Ulrich Kordes (v.l.n.r.)
stellvertretend fuer die ganze Wagenbautruppe bei der Arbeit.
Foto und Quelle: Wolfgang Meinert, 24.03.2007

Die Zur Geschichte des 4-achsigen Reisezugwagen:
Gebaut wurde der Personenwagen 1941 bei der Waggonfabrik L.Steinfurt AG in Koenigsberg in Preussen, heute Kaliningrad, fuer die Werftbahn der Kriegsmarinewerften in Wilhelmshaven.

Nach dem Krieg wurde am 01.03.1947 die "Vorortbahn Wilhelmshafen" (VoWi) gegruendet. Auch die VoWi bediente die Marinewerften. Bis zur Einstellung des Personenverkehrs am 31.10.1961 aenderte sich dadurch an der Zusammensetzung der Fahrgaeste wenig. Die VoWi wurde dann am 31.12.1964 aufgeloest und am 01.01.1965 von der DB uebernommen.

Der Wagen wurde dann von der Westfaelischen Landeseisenbahn (WLE) gekauft. Die WLE baute den Wagen erst einmal um. Die Holzsitzbaenke wurden mit Kunstleder aufgepolstert und die Beleuchtung durch Leuchtstofflampen modernisiert. Die Indienststellung bei der WLE wird fuer den Wagen 2305 auf den 04.11.1963 datiert. Hier wurde der Personenwagen bis zur Stilllegung des Personenverkehrs am 27.09.1975 im Eilzugverkehr eingesetzt.

Am 01.10.1976 erwarb die Hespertalbahn (HTB)den Reisezugwagen. Die HTB setzte den Wagen unveraendert bis Ende der 1970er Jahre im Museumsbetrieb ein. Er wurde dann zu einem sogenannten Barwagen umgebaut. Er erhielt in der einen Wagenhaelfte eine Thekenanlage und in der anderen Tische zwischen den Sitzreihen. Ausserdem wurde er rot lackiert, so wie es damals bei der DB fuer Speise- und Gesellschaftswagen ueblich war.

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Der gerade fertig gestellte Barwagen (Wagen-Nr. 2305, Gattung B4i)
der Hespertalbahn im Eisenbahnmuseum in Bochum Dahlhausen.
Foto und Quelle: Joachim Leitsch, 1983

Die kontinuierliche Arbeit seit 2001 in Bismarck spiegelt sich deutlich im heutigen Zustand des 4-achsigen Reisezugwagens wieder. Da alle Arbeiten ehrenamtlich von den aktiven Vereinsmitgliedern verrichtet werden, umfasst eine solche aufwendige Restauration Jahre. Im Bahnbetriebswerk Bismarck liessƒŸen sich bis heute fast alle Arbeiten ausfuehren. Der Wagenkasten praesentiert sich im frischen Gruen und der Innenraum ist voellig neuaufgebaut.

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Der 4-achsige Reisezugwagen der HTB der Gattung B4i mit der Wagen-Nr. 2305.
Fotos und Quelle: Wolfgang Meinert, 17.03.2007 (o.l.) / 20.01.2007 (o.r., u.l., u.r.)
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4-achsiger Reisezugwagen

Wagen-Nr.: -- 2305
Bauart: -- B4i
Hersteller: -- Waggonfabrik Steinfurth, Koenigsberg i. Pr.
Baujahr: -- 1941
Laenge ueber Puffer: -- 18.050 mm
Wagenkastenlaenge: -- 16.750 mm
Wagenhoehe: -- 3.770 mm
Wagenbreite: -- 2.970 mm
Spurweite: -- 1.435 mm, DB-Normalspur
Radstand (gesamt): -- 13.350 mm
Drehzapfenabstand: -- 10.350 mm
Drehgestellradstand: -- 3.000 mm
Raddurchmesser: -- 1.000 mm
FussƒƒƒŸbodenhoehe ue.SO.: -- 1.275 mm
Innenbreite: -- 2.820 mm
Innenlaenge: -- 16.600 mm
Sitzplaetze: -- 84
Diensgewichte: -- 28.000 kg
Hoechstgeschwindigkeit: -- 110 km/h
Heimatbahnhof: -- Essen-Kupferdreh
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Die Theke ist entfernt und es sind wieder die original aufgeteilten Sitzgruppen eines B4i entstanden. Dabei wird versucht den Personenwagen innerlich in den Wilhelmshavener Zustand wiederzuversetzen. Die von der WLE eingebauten Kunstlederpolster sind entfernt und die darunter liegende Holzbelattung wieder hergestellt. Zuvor ist der Wagenboden komplett mit neuen Holzdielen bestueckt und anschliessend mit einem Linoliumboden belegt worden. Die Wandverkleidungen sind komplett ausgebaut, ueberarbeitet und wieder eingebaut worden. Dabei imitiert die Lackierung der Wandverkleidungen mit Holzlasur eine Holzmaserung, so wie es in den 40er Jahen ueblich war. Auch die elektrische Anlage ist mittlerweile komplett erneuert. Die von der WLE ebenfalls eingebauten Leuchtstofflampen sind durch Messingleuchten mit Gluehlampen ersetzt worden.

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Innenansicht des 4-achsige Reisezugwagen der HTB der Gattung B4i mit der Wagen-Nr. 2305
Fotos und Quelle: Wolfgang Meinert, 20.01.2007
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Lebenslauf

1941: -- neu an die Werftbahn der Marinewerften in Wilhelmshafen
01.03.1947: -- Gruendung der Vorortbahn Wilhelmshafen (VoWi)
31.10.1961: -- Einstellung des Personenverkehrs bei der VoWi
1960/61: -- Kauf durch Westfaelische Landeseisenbahn (WLE) und Umbau des B4i durch die WL
04.11.1963: -- Indienststellung bei der WLE
27.09.1975: -- Einstellung des Personenverkehrs bei der WLE
01.10.1976: -- Kauf durch die HTB
Ende der 70er: -- Einbau einer Thekenanlage und Tische zwischen den Sitzreihen, sowie einen roten Aussanstrich
1995: -- Ausfall des 2305
Ende 1995: -- Beginn des Umbaus in den original Zustand, zuerst bei Eisenbahn und Haefen, dann in Essen-Kupferdreh
seit 2001: -- systematisch im BW Gelsenkirchen-Bismarck
geplant 2007: -- Wiederinbetriebnahme durch die HTB
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Wer viel und kontinuierlich arbeitet benoetigt Werkzeug und Material. Als Werkzeug- und Materiallager dient der HTB-Wagenbautruppe in Bismarck ein vereinseigener 2-achziger gedeckter Gueterwagen mit Schiebewaenden der Gattung Hbis.

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Der Schiebewandwagen der Gattung Hbis des VEH
Fotos und Quelle: Wolfgang Meinert, 17.03.2007

Dieser gedeckte, grossraeumige Schiebewandwagen wurde 1972 bei Linke-Hofmann-Busch (LHB) in Salzgitter-Watentstedt mit der Wagennummer 2194 gebaut. Er besitzt eine Ladeflaehe von 33,8 m2 bei einer Ladelaenge von 12,70 m und einer Ladebreite von gut 2,60 m. Dieser 13.480 kg schwere Wagen mit einer Laenge ueber Puffer von 14,0 m bietet zwar viel Platz bei einem Laderaum von 100 m3, aber den hat man eigentlich immer zu wenig.

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Einen Blick in den Materialwagen der HTB und u.r. das Fabrikschild des Herstellers
Fotos und Quelle: Wolfgang Meinert, 20.01.2007 (o.) / 17.03.2007 (u.)

Auch ein Plaetzchen fuer die Erholung und Gesinnung ist vorhanden, denn wer staendig an alten Eisenbahnwagen arbeitet wird hungrig, macht sich schmutzig und darf sich auch einmal ein wohlverdientes Paeuschen goennen. Zu diesem Zweck steht der HTB-Wagenbautruppe als Aufenthaltswagen ein alter Bahnhofswagen der Gattung 3yg der Freunde des Bahnbetriebswerks Bismarck Foerderverein e.V. Gelsenkirchen zur Verfuegung. Hier kann sich die Truppe umziehen und in Ruhe ihre Pausen geniessen.

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Der Aufenthaltswagen der Bauart 3yg der HTB-Wagenbautruppe
Fotos und Quelle: Wolfgang Meinert, 17.03.2007

Geschichtliches zum Dreiachswagen der Bauart 3yg:
In den fruehen 1950er Jahren besass die Deutschen Bundesbahn noch eine grosse Anzahl von Personenwagen mit hoelzernen Wagenkaesten aus der Reichsbahnzeit. Um diesen ueberalterten Fahrzeugbestand schnell zu modernisieren, beschloss die DB die alten Personenwagen in verschiedenen Ausbesserungswerken umzubauen. Die Wagen erhielten einen staehlernen Wagenkasten und eine zeitgemaesse Inneneinrichtung.

1953 baute das Aw Ludwigshafen aus einem alten Laenderbahnwagen einen ersten Probewagen. Die Serienfertigung begann dann Anfang 1954. Neben dem Aw Ludwighafen wurden auch im Aw Karlsruhe, im Aw Limburg und im Aw Hannover die Umbauten durchgefuehrt. 2-achsige Fahrgestelle erhielten in der Mitte eine dritte Achse. Dabei wurden 2- und 3-achsige Laenderbahnwagen und Fahrzeuge der Vorkriegsreichsbahn als Spenderwagen verwendet. 1958 endete das Umbauprogramm.

Die Personenwagen der Gattung 3yg haben eine einheitliche Laenge ueber Puffer von 13,30 m, einen Achsabstand von 7,50 m bis 7,90 m, ein Eigengewicht von ca. 18 t und waren fuer eine Hoechstgeschwindigkeit von 100 km/h zugelassen.

Der Einsatz erfolgte in Nahverkehrszuegen auf Haupt- und Nebenstrecken. Erst Mitte der 1980er Jahre wurden die letzten Wagen aus den Verkehr gezogen. Viele ueberlebten bis heute als Fahrzeuge fuer den Bauzugeinsatz oder bei Museumseisenbahnen.

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Alte Beschriftung und Fabrikschild des 3yg
Fotos und Quelle: Wolfgang Meinert, 17.03.2007

Wenn alles planmaessig verlaeuft, soll der 4-achsigen Personenwagen in diesem Jahr fertig gestellt werden. Nach abschliessender HU soll bei der Wiederinbetriebnahme des B4i die Presse eingeladen und ein kleines Fest veranstaltet werden.

Die HTB-Wagenbautruppe kann sich aber nach Beendigung der erstklassigen Aufarbeitung des 4-achsigen Personenwagens keine Pause goennen, denn die naechsten Projekte warten schon.

(siehe Bericht ueber die naechten anstehenden Projekte im Bw Gelsenkirchen-Bismarck)

 

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